Research
Anke Eckardt
KI & Musik/Kunst
Teil 1: Frühe Formen von Künstlicher Intelligenz (KI)
Defining AI is defining thinking. Gilbert Ryle, in 1976 professor of philosophy at Oxford, he wrote about improvisation but he never mentioned music at all, which I think is an incredibly smart move:

Sollte das nächste eigene musikalische bzw. künstlerische Projekte nicht besser mit Künstlicher Intelligenz zu tun haben? 2021 entsteht der Eindruck, dass dies für ein Projekt förderlich sein könnte, kritische Stimmen reden sogar von einem Hype. Ein Gedanke dazu direkt vorab – um so häufiger künstlerische Projekte KI integrieren, um so sinnvoller erscheint es mir, zwischen diesen zu unterscheiden. Handelt es sich um Anwendung von KI, einem (bald schon) allgemeinen Werkzeug? Oder erfahren wir anhand einer formal bzw. ästhetisch oder inhaltlich kritischen Auseinandersetzung vielmehr eine Entwendung von KI, sprich eine eigenständige künstlerische Position mit und zu KI?
Wenn Projekte unter Einsatz von neuronalen Netzen und maschinellem Lernen auch in der Musik und Kunst wegen ihres Innovationspotentials gefördert und vermarktet werden, bleibt oft unerwähnt, dass es Künstliche Intelligenz nicht erst seit den 2000er Jahren gibt. Mehr noch, offenbar ist der Kontext früher KI in einigen Kontexten nicht einmal bekannt: angefangen mit dem propagierten Beginn der Kybernetik im Jahr 1943, als sich Norbert Wiener mit John von Neumann, Ingenieuren und Neurowissenschaftlern zusammenschloss, um sich mit den Gemeinsamkeiten zwischen dem Gehirn und Computern zu beschäftigen. (siehe Anm.1) 1948 erschien Wieners Buch „Cybernetics: Or Control and Communication in the Animal and the Machine” (Wiener, 1948). Es ist die erste öffentliche Verwendung des Begriffs Kybernetik. Nach Wiener ist Kybernetik die Wissenschaft der Steuerung und Regelung von Maschinen und deren Analogie zur Handlungsweise von lebenden Organismen (aufgrund der Rückkopplung durch Sinnesorgane) und sozialen Organisationen (aufgrund der Rückkopplung durch Kommunikation und Beobachtung). Dies ist auch von Bedeutung für Künstliche Intelligenz. 1950 formulierte Alan Turing mit dem später sogenannten Turing-Test eine Idee, wie man feststellen könnte, ob ein Computer ein dem Menschen gleichwertiges Denkvermögen hätte. Er selber nannte diesen Test ursprünglich imitation game. Im Kontext früher KI könnten darüber hinaus ebenso eine Vielzahl regelbasierter Systeme genannt werden wie nur z.B. Markov-Ketten (Markov, 1906), bei denen mittels eines stochastischen Prozess Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten zukünftiger Ereignisse ermittelt werden oder auch der Cellular Automaton (von Neumann, 1951), das Lindenmayer-System (Lindenmayer, 1968) usw.
Die historische Einordnung unterschiedlichster Stränge einer frühen KI kann nur als Versuch verstanden werden. Eine Erzählweise ist, dass dem in den 1950er Jahren öffentlich gemachten, formallogisch basierten Ansatz (vertreten von den Gründungsvätern der Kybernetik in den USA) der von England ausgehende alternative Ansatz gegenüberstand, bei dem die Übertragung biologischer Konzepte in Experimentalanordnungen aller Art erprobt wurden. Während der erstgenannte, technomathematische Zugang die Rede vom „Elektronengehirn“, die Entwicklung des Digitalcomputers bzw. der von-Neumann-Architektur und viele Paradigmen der Informatik beförderte, stellten bei Zweiterem prominente Vertreter wie Ross Ashby, Stafford Beer und Gordon Pask Beobachtungen zum Verhältnis von System und Umwelt in den Mittelpunkt. (Donner, 2010) Alternative Einordnungsversuche dazu bietet u.a. die Autorin Katherine Hayles, deren Vorschlag in einer Einteilung der Kybernetik in drei Phasen besteht. (Hayles, 1999)
Doch was hat das alles mit Musik und Klang/Kunst zu tun?
Werfen wir diesbezüglich einen Blick auf die Zeit ab den 50er Jahren, verstärkt auf die frühen 80er Jahre, man könnte auch die These aufstellen: auf die zweite Welle von KI…
[…] The whole article can be found here: www.soundingfuture.com & musik-in-koeln.de
Anmerkungen:
1 Die Grundlagentexte der Kybernetik sind wiederum Resultate der Fliegerabwehrforschung und automatisierten Zielsteuerung im Zweiten Weltkrieg; Themen, denen sich Wiener gemeinsam mit Claude Shannon widmete.
2 Lisp steht für List Processing und damit für Listen-Verarbeitung. Es handelt sich um eine Familie an Programmiersprachen.
3 Prolog ist eine Programmiersprache, die als Werkzeug für die Implementierung von KI-Techniken eingesetzt wird. Siehe u.a. www.pearson.coml. Stand: 15.03.2021
4 AI steht für Artificial Intelligence/Künstliche Intelligenz.
Literatur/Medien:
Akst, Jef. (2019). Machine, Learning, 1951. In: www.the-scientist.com. Stand: 15.03.2021
Brümmer, Ludger. (2020). Good Old Fashioned Artificial Intelligence. Panel Discussion I mit Ludger Brümmer (Mod.), Scot Gresham-Lancaster, George E. Lewis, Palle Dahlstedt. Veranstaltung: inSonic 2020: Syntheses – Day 2.12.12.2020. ZKM Karlsruhe. In: www.youtube.com. Stand: 15.03.2021
Boundary Layer. (2008). CD, Box Set. Label: Tzadik. Enthält den Track Waxlips I. Mit John Bischoff, Chris Brown, Tim Perkis, Mark Trayle, Phil Stone, Scott Gresham-Lancaster
cdm. (2014). Meet the Strange, Wonderful 70s Machine that Used AI to Make Music. In: cdm.link. Stand: 15.03.2021
Chowning, John. (2010). The Simulation of Moving Sound Sources. In: Computer Music Journal, Vol. 1, No. 3. (1977), S. 48-52
Chowning, John. (2021). About, In: ccrma.stanford.edu. Stand: 15.03.2021
Cope, David. (1996). Experiments in Musical Intelligence (Computer Music & Digital Audio Series). A-R Editions
Dahlsted, Palle. (2020). Good Old Fashioned Artificial Intelligence. Panel Discussion I mit Ludger Brümmer (Mod.), Scot Gresham-Lancaster, George E. Lewis, Palle Dahlstedt. Veranstaltung: inSonic 2020: Syntheses – Day 2. 12.12.2020. ZKM Karlsruhe. In: www.youtube.com. Stand: 15.03.2021
Donner, Martin. (2010). Denkmaschinen denken: Konzepte zur Entwicklung von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen in der frühen Kybernetik. In: www.researchgate.net
Gresham-Lancaster, Scott. (2020). Good Old Fashioned Artificial Intelligence. Panel Discussion I mit Ludger Brümmer (Mod.), Scot Gresham-Lancaster, George E. Lewis, Palle Dahlstedt (als Vertretung für Curtis Roads). Veranstaltung: inSonic 2020: Syntheses – Day 2. 12.12.2020. ZKM Karlsruhe. In: www.youtube.com. Stand: 15.03.2021
Hayles, N. Katherine. (1999). How we became posthuman: virtual bodies in cybernetics, literature, and informatics. TheUniversity of Chicago Press. S. 6f.
Lewis, George E. (2007). Living with Creative Machines: An Improvisor Reflects. In: AfroGEEKS: Beyond the Digital Divide. Everett, Anna; Wallace, Amber J. (Hg.), 83-99. Santa Barbara, CA: Center for Black Studies Research. S. 90-91
Lewis, George E. (2020). Good Old Fashioned Artificial Intelligence. Panel Discussion I mit Ludger Brümmer (Mod.), Scot Gresham-Lancaster, George E. Lewis, Palle Dahlstedt (als Vertretung für Curtis Roads). Veranstaltung: inSonic 2020: Syntheses – Day 2. 12.12.2020. ZKM Karlsruhe. In: www.youtube.com. Stand: 15.03.2021
Lindenmayer, Aristid. (1968). Lindenmayer-System/L-System. Vergleiche u.a.: Prusinkiewicz, Przemyslaw; Lindenmayer, Aristid. (1991). The Algorithmic Beauty of Plants. Springer; 2. Auflage
Markov, Andrei Andreyevich. (1906). Extension of the limit theorems of probability theory to a sum of variables connected in a chain. Nachgedruckt in: Appendix B of: Howard, R. (1971). Dynamic Probabilistic Systems, volume 1: Markov Chains. John Wiley and Sons
Medienkunstnetz. (2021). League of Automatic Music Composers. In: www.medienkunstnetz.de. Stand: 15.03.2021
Minsky, Marvin. (1987). The Society of Mind. Simon & Schuster. S. 308
Von Neumann, John. (1951). Cellular Automaton. Vergleiche u.a.:www.wolframscience.com. Stand: 15.03.2021
Warthman, Forrest. (1994). The Neural Network Synthesizer: for Neural Synthesis and Neural Network Plus. Liner Notes zu Tudors CD: Neural Synthesis Nos. 6-9. Lovely Music
Wiener, Norbert. (1948). Cybernetics: Or Control and Communication in the Animal and the Machine. Paris: Hermann & Cie & Camb. Mass.: MIT Press. 2. überarbeitete Auflage 1961